„Ist doch alles nur Quatsch von den sogenannten Experten!“ – Diese Sicht der Dinge ist gefährlich für unseren Lebensstandard, denn sie hat Potenzial, die Weiterentwicklung von Schlüsseltechnologien zu verhindern. Doch wer behauptet sowas und warum? Eine Studie von Eric Merkley gibt Antworten.
Problemstellung
Eric Merkleys Studie beschäftigt sich mit einem hochaktuellen Thema: Warum lehnen Menschen zunehmend wissenschaftliche Erkenntnisse ab? Diese Frage ist besonders relevant angesichts der wachsenden *Anti-Intellektualismus- und Populismusbewegungen in vielen westlichen Gesellschaften. Die Hauptfrage der Studie ist, wie Anti-Intellektualismus und Populismus die Akzeptanz von wissenschaftlichen Konsensen beeinflussen.
*Anti-Intellektualismus: die generelle Ablehnung von Experten und intellektuellem Wissen
Relevanz
Die Bedeutung dieser Studie liegt auf der Hand: Wissenschaftliche Erkenntnisse sind entscheidend für die Entwicklung fortschrittlicher Technologien, die unter anderem auch effizientere Lösungen für den Ernergiehunger der Industriestaaten darstellen können. Zum Beispiel durch autarke, dezentrale Energiegewinnung. Doch wenn große Teile der Bevölkerung wissenschaftliche Erkenntnisse ablehnen, wird es schwierig, notwendige Maßnahmen durchzusetzen. Die Forschung von Merkley liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie diese Ablehnung entsteht und was dagegen unternommen werden kann.
Annahmen
Merkleys Forschung basiert auf der Annahme, dass Anti-Intellektualismus sowie populistische Einstellungen die Haupttreiber für die Ablehnung wissenschaftlicher Erkenntnisse sind. Er geht davon aus, dass Menschen mit hohen anti-intellektuellen und populistischen Neigungen weniger geneigt sind, wissenschaftliche Konsense (Erkenntnisse, die im Fach als gesichert gelten) zu akzeptieren, besonders wenn sie politisch stark interessiert sind.
Methode
Die Studie verwendet Daten aus dem General Social Survey (GSS) und einer Umfrage unter 3.614 amerikanischen Erwachsenen, die über Amazon Mechanical Turk durchgeführt wurde. Die Teilnehmer wurden gebeten, ihre Meinung zu verschiedenen wissenschaftlichen Themen wie Klimawandel, Kernenergie, genetisch veränderten Organismen (GMOs) und Wasserfluoridierung zu äußern. Merkley analysierte, wie diese Meinungen mit ihren Einstellungen zu Anti-Intellektualismus und Populismus korrelieren.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen eine starke Korrelation zwischen Anti-Intellektualismus und der Ablehnung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Personen mit hohen anti-intellektuellen Einstellungen neigen dazu, wissenschaftliche Erkenntnisse über den Klimawandel, die Sicherheit von Kernenergie, GMOs und Wasserfluoridierung abzulehnen. Besonders auffällig ist, dass diese Ablehnung bei politisch interessierten Personen noch stärker ausgeprägt ist. Populistische Einstellungen verstärken diesen Effekt zusätzlich.
Ausblick
Merkleys Studie legt nahe, dass der wachsende Einfluss von populistischer und anti-intellektueller Rhetorik die Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse weiter untergraben könnte. Dies hat weitreichende Folgen für die öffentliche Politik und die Fähigkeit, globale Herausforderungen zu bewältigen, denn politisches Handeln wird dem wahrgenommenen Willen von Wählergruppen angepasst. Zukünftige Forschung, so Merkley (2020), sollte sich darauf konzentrieren, wie diese Einstellungen verändert werden können und welche Kommunikationsstrategien am effektivsten sind, um die Akzeptanz wissenschaftlicher Fakten zu erhöhen.
Quelle: Merkley, E. (2020). Anti-Intellectualism, Populism, and Motivated Resistance to Expert Consensus. Public Opinion Quarterly, 84(1), 24-45. doi:10.1093/poq/nfz053