„Warum soll nur der Fußball weitergehen, während andere Sportarten pausieren müssen?“ – Diese Frage hörte man oft in Diskussionen während der COVID-19-Pandemie. Es stellt sich heraus, dass der Fußball nicht nur weiterging, sondern auch seine Vormachtstellung weiter ausbaute.
In ihrer Studie „Nur der Fußball: Sport, Konsumkapitaltheorie und COVID-19“ untersuchten Thomas Horky, Andreas Hebbel-Seeger und Hermann A. Richter, wie sich die Geisterspiele auf den Fußball und andere Sportarten wie Eishockey auswirkten. Die Autoren beleuchten, wie der Fußball durch mediale Unterstützung neue Einkommensquellen erschloss, während kleinere Sportarten ohne Zuschauer finanziell zu kämpfen hatten. Der Beitrag ist Teil des im Juli 2024 bei Springer VS veröffentlichten Sammelbandes „COVID-19 und die Sportkommunikation“, herausgegeben von Thomas Horky (Macromedia Hochschule Hamburg) und Jörg-Uwe Nieland (Universität Klagenfurt).
Problemstellung
Die COVID-19-Pandemie führte zu einem weltweiten Stillstand im Sport, so auch in Deutschland. Während viele Sportarten ihre Saisons vorzeitig beendeten, führte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die sogenannten „Geisterspiele“ ohne Zuschauer ein. Diese Studie untersucht, wie sich dieser Schritt auf die DFL-Clubs und Clubs kleinerer Sportarten wie Eishockey auswirkte.
Relevanz
Die Untersuchung ist relevant, da sie die bisher nicht untersuchten wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Covid19-Pandemie auf den Profisport beleuchtet. Besonders wichtig ist hier die Rolle der Zuschauer – sowohl vor Ort als auch medial – und wie diese für verschiedene Sportarten von Bedeutung sind.
Annahmen
Die Autoren gehen davon aus, dass der wirtschaftliche Erfolg einer Sportart generell stark von den Zuschauerzahlen abhängt, sowohl vor Ort im Stadion als auch medial. Fußball als die populärste Sportart in Deutschland hat, so die Autoren, einen größeren Spielraum, um Einnahmeverluste durch fehlende Zuschauer vor Ort durch Medienrechte und Sponsoring auszugleichen.
Methodik
Die Studie basiert auf Experteninterviews mit Managern der betroffenen Sportarten und deren Vermarktern. Sie wendet die Konsumkapitaltheorie an, die besagt, dass der Nutzen eines Gutes nicht nur in seinen Eigenschaften liegt, sondern auch im Wissen der Konsumenten darüber.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass der Fußball seinen Vorsprung während der Pandemie ausbauen konnte. Während kleinere Sportarten wie Eishockey ohne Zuschauer von Insolvenz bedroht waren, fanden DFL-Clubs mediengestützt neue Einkommensquellen. Die Geisterspiele halfen, das Konsumkapital des Fußballs zu erhalten und sogar zu erhöhen, da sie weiterhin im Fernsehen übertragen wurden.
Ausblick
Die Studie zeigt, dass der Fußball aufgrund seiner starken Medienpräsenz und Sponsorenbindung auch in Krisenzeiten stabil bleibt. Kleinere Sportarten hingegen müssen neue Wege finden, um ihre Existenz zu sichern, möglicherweise durch verstärkte digitale Präsenz und innovative Sponsoring-Modelle.
Quelle: Horky, T., Hebbel-Seeger, A., & Richter, H. A. (2024). Nur der Fußball: Sport, Konsumkapitaltheorie und COVID-19. In T. Horky & J. Nieland (Hrsg.), COVID-19 und die Sportkommunikation. Springer Fachmedien Wiesbaden.