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Deutschland uneins Vaterland

Ost-West-Unterschiede 30 Jahre nach der Wiedervereinigung

Autor: bb
11. April 2024

„Die Wessis haben alles und die Ossis nichts!“ Diesen Spruch hört man immer noch oft, wenn über die Wiedervereinigung gesprochen wird. Aber stimmt das wirklich? Everhard Holtmann hat in seinem Artikel untersucht, wie groß die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland heute noch sind.

Problemstellung

Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es noch deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Diese Unterschiede sind sowohl sozial-ökonomisch als auch politisch-kulturell geprägt. Holtmann fragt sich, ob diese Unterschiede dauerhaft bestehen bleiben oder ob es Anzeichen für eine Angleichung gibt.

Relevanz

Die Frage nach den Unterschieden zwischen Ost und West ist nicht nur von historischer Bedeutung, sondern hat auch aktuelle gesellschaftliche Relevanz. Sie beeinflusst das Vertrauen der Bürger in die Demokratie und die politische Stabilität des Landes.

Annahmen

Holtmann geht davon aus, dass die Unterschiede zwischen Ost und West in den letzten Jahren teilweise zurückgegangen sind, es aber weiterhin signifikante Differenzen gibt. Er vermutet, dass insbesondere die wirtschaftlichen Unterschiede und die politische Kultur eine große Rolle spielen.

Methodik

Für seine Analyse nutzt Holtmann aktuelle Daten zu politischen Einstellungen und Verhaltensweisen sowie strukturale Indikatoren. Er vergleicht dabei Daten aus West- und Ostdeutschland und untersucht Veränderungen über die Zeit.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass es in vielen Bereichen weiterhin deutliche Unterschiede gibt. So liegt das durchschnittliche Vermögen im Westen bei etwa 200.000 Euro, im Osten hingegen nur bei etwa 70.000 Euro. Auch das Pro-Kopf-Einkommen und die Arbeitslosenquote zeigen erhebliche Differenzen.

In den politischen Einstellungen zeigen sich sowohl Angleichungen als auch Divergenzen. Während das politische Interesse und die lokale Integration in beiden Landesteilen zugenommen haben, ist die Zufriedenheit mit der Demokratie im Osten dramatisch gesunken. Auch das Vertrauen in politische Institutionen ist im Osten geringer als im Westen.

Neue Konfliktmuster

Ein besorgniserregender Trend ist die zunehmende Unterstützung für rechtspopulistische Parteien im Osten. Bei den Landtagswahlen erzielte die AfD in den neuen Bundesländern seit 2016 überdurchschnittliche Stimmengewinne. Dies deutet auf eine wachsende Unzufriedenheit und eine Polarisierung der politischen Landschaft hin.

„Gewinnerregionen“ und „Schockregionen“

Holtmann zeigt, dass die Unterschiede nicht nur zwischen Ost und West verlaufen, sondern auch innerhalb der Regionen. Es gibt sogenannte „Gewinnerregionen“, die sich positiv entwickeln, und „Schockregionen“, die von krisenhaften Entwicklungen besonders betroffen sind. Diese Regionen zeigen unabhängig von ihrer Lage in Ost oder West ähnliche politische Einstellungen.

Die Ost-West-Differenz als Moralfrage

Ein wichtiger Faktor ist das Empfinden von Ungerechtigkeit. Viele Ostdeutsche fühlen sich immer noch als „Bürger zweiter Klasse“ und sehen sich im Vergleich zu Westdeutschen benachteiligt. Dieses Gefühl der Ungerechtigkeit beeinflusst die politische Kultur und das Vertrauen in die Demokratie.

Ausblick

Holtmann schließt mit der Feststellung, dass die Ost-West-Unterschiede weiterhin bestehen, aber auch Angleichungstendenzen sichtbar sind. Um die Spaltung zu überwinden, ist es wichtig, die strukturellen Ungleichheiten zu adressieren und gleiche Lebensverhältnisse zu schaffen. Dabei sollte der Fokus nicht nur auf den Osten, sondern auch auf benachteiligte Regionen im Westen gelegt werden.

Quellen: Holtmann, E. (2020). Deutschland 2020: unheilbar gespalten? Anmerkungen zur Ost-West-Differenz im 30. Jahr der Wiedervereinigung. Zeitschrift für Politikwissenschaft, 30, 493-499. https://doi.org/10.1007/s41358-020-00223-6

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