„Die Zeitung, die du liest, sagt mehr über dich aus, als du denkst.“ Ein typisches Stammtischargument, das oft belächelt wird. Doch die Frage, welche Medien von wem genutzt werden, ist tatsächlich komplex und vielschichtig – und sie hat durchaus gesellschaftliche Relevanz.
Problemstellung
Die Studie von Saskia Polkowski und Olaf Jandura untersucht die Mediennutzung in Abhängigkeit von der sozialen Klasse. Die Forscher wollen herausfinden, ob und wie sich die Mediengewohnheiten von Menschen verschiedener sozialer Klassen unterscheiden und welche Auswirkungen diese Unterschiede auf die gesellschaftliche Kommunikation haben.
Relevanz
In einer Zeit, in der die Medienlandschaft immer fragmentierter wird und soziale Ungleichheiten zunehmen, ist die Frage nach den Mediengewohnheiten unterschiedlicher sozialer Klassen besonders wichtig. Die Autoren zeigen auf, dass die Mediennutzung nicht nur ein Spiegel individueller Interessen ist, sondern auch strukturelle gesellschaftliche Unterschiede widerspiegelt.
Annahmen
Polkowski und Jandura gehen davon aus, dass die Mediennutzung stark von der sozialen Klasse geprägt ist. Sie nehmen an, dass Menschen aus höheren sozialen Schichten eher Qualitätsmedien nutzen, während Personen aus niedrigeren sozialen Schichten eher auf Boulevardmedien zurückgreifen. Diese Annahmen basieren auf Theorien der Mediensozialisation und der kulturellen Reproduktion.
Methodik
Die Autoren führten eine quantitative Studie durch, bei der sie die Mediennutzung von verschiedenen sozialen Klassen analysierten. Dazu nutzten sie Daten aus repräsentativen Umfragen und werteten diese statistisch aus. Die Mediennutzung wurde anhand von Nutzungshäufigkeit und Präferenzen für bestimmte Medientypen (z.B. Qualitätszeitungen vs. Boulevardpresse) untersucht.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Studie bestätigen weitgehend die Annahmen der Forscher. Menschen aus höheren sozialen Schichten nutzen bedeutend häufiger Qualitätsmedien wie überregionale Tageszeitungen und politische Magazine. Im Gegensatz dazu greifen Personen aus niedrigeren sozialen Schichten häufiger zu Boulevardmedien und lokalem Fernsehen. Diese Unterschiede in der Mediennutzung tragen zur sozialen und politischen Fragmentierung bei, da sie zu einer unterschiedlichen Wahrnehmung und Interpretation gesellschaftlicher Themen führen.
Ausblick
Die Studie von Polkowski und Jandura zeigt, dass Mediennutzung ein wichtiger Indikator für soziale Unterschiede ist. Um die gesellschaftliche Kommunikation zu verbessern und soziale Ungleichheiten zu verringern, schlagen die Autoren vor, den Zugang zu Qualitätsmedien für alle sozialen Schichten zu erleichtern. Zudem sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um die langfristigen Auswirkungen der unterschiedlichen Mediennutzung auf die Gesellschaft zu analysieren.
Quelle: Polkowski, S., & Jandura, O. (2023). Mediennutzung – eine Frage der sozialen Klasse? M&K 71. Jahrgang 1–2/2023.