„Online-Umfragen sind doch sowieso nicht repräsentativ!“ Dieses Argument hört man oft, wenn es um Abstimmungen im Netz geht. Doch wie steht es wirklich um die Wahrhaftigkeit solcher Umfragen? Das beleuchtet Ernst Fricke in seinem Artikel.
Problemstellung
Online-Umfragen sind ein beliebtes Mittel, um schnell Meinungsbilder einzufangen. Doch häufig fehlt es diesen Umfragen an Repräsentativität und Transparenz. Ernst Fricke zeigt in seinem Artikel, wie einfach es ist, solche Umfragen zu manipulieren und welche Folgen dies für die Glaubwürdigkeit von Medien hat.
Relevanz
In Zeiten von Fake News und zunehmendem Misstrauen gegenüber den Medien ist die Wahrhaftigkeit von Informationen wichtiger denn je. Nicht-repräsentative oder manipulierte Umfragen können das Vertrauen in die Medien weiter untergraben und zur gesellschaftlichen Polarisierung beitragen.
Annahmen
Fricke geht davon aus, dass Online-Umfragen oft nicht korrekt durchgeführt und leicht manipulierbar sind. Er nimmt an, dass dies den journalistischen Standards und der Sorgfaltspflicht widerspricht und fordert eine klare Kennzeichnung solcher Umfragen.
Methodik
Ernst Fricke untersucht konkrete Fälle, in denen Online-Umfragen manipuliert wurden. Ein Beispiel ist die Abstimmung zur „Dritten Startbahn am Münchner Flughafen“ auf „Merkur Online“. Hier konnte ein Nutzer durch das Deaktivieren von Cookies mehrfach abstimmen und das Ergebnis verfälschen.
Fricke analysiert zudem die Entscheidungen des Deutschen Presserats, der in diesen Fällen keine Sanktionen verhängt hat, obwohl Verstöße gegen den Pressekodex vorlagen.
Ergebnisse
Die Untersuchung zeigt, dass Online-Umfragen leicht manipulierbar sind. Dirk Wildt, ein erfahrener Journalist, konnte bei einer Umfrage auf „Merkur Online“ innerhalb kurzer Zeit 182 Stimmen abgeben und damit das Ergebnis signifikant beeinflussen. Trotz Kenntnis der Manipulationen setzte die Redaktion die Umfrage fort und veröffentlichte die Ergebnisse ohne Hinweis auf die Problematik.
Auch bei der „Bayerischen Staatszeitung“ kam es zu ähnlichen Vorfällen. Hier konnte Wildt mehrfach abstimmen und die Ergebnisse verschiedener Umfragen ändern. Trotz Meldung der Manipulationen wurden die Umfragen nicht gestoppt und die manipulierten Ergebnisse veröffentlicht.
Ausblick
Ernst Fricke fordert eine strengere Kontrolle und klare Kennzeichnung von Online-Umfragen, um Manipulationen vorzubeugen und die Glaubwürdigkeit der Medien zu sichern. Der Deutsche Presserat muss in Zukunft konsequenter gegen Verstöße vorgehen, um die journalistischen Standards zu wahren und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken.
Nur durch transparente und sorgfältige Durchführung von Umfragen kann die dem Publikum geschuldete „Wahrhaftigkeit“ erreicht werden. Dies ist essenziell für die Funktion einer freiheitlichen Demokratie und das Vertrauen in die Medien.
Quelle:
Fricke, E. (2018). Umfrageergebnisse ohne Wahrhaftigkeit? Qualität von Online-Umfragen muss für die User erkennbar sein. Communicatio Socialis, 51(3), 325-330. DOI: 10.5771/0010-3497-2018-3-325