Conclusio

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TikTok toxisch

Wie soziale Medien das Leben unserer Jugend prägen

Autor: bb
3. März 2024

„Heutzutage hängen die Jugendlichen nur noch am Handy und machen nichts Sinnvolles mehr!“ – Doch wie sehen die Jugendlichen selbst ihre Welt im Netz?

Problemstellung

Die Nutzung sozialer Medien wie TikTok hat sich rasant verbreitet und ist aus dem Alltag vieler Jugendlicher nicht mehr wegzudenken. Doch welche Auswirkungen hat diese ständige digitale Präsenz auf die Jugendlichen selbst? Derya Kaptan, Kira Siewert, Stephani Howahl und Claudia Steinberg von der Deutschen Sporthochschule Köln wollten dieser Frage auf den Grund gehen.

Relevanz

Die Relevanz dieser Studie liegt auf der Hand: Digitale Medien bestimmen den Alltag von Jugendlichen in hohem Maße. TikTok, Instagram und YouTube sind omnipräsent und beeinflussen nicht nur die Freizeitgestaltung, sondern auch die soziale Interaktion und Selbstwahrnehmung. Es ist daher wichtig zu verstehen, wie Jugendliche diese Medien nutzen und welche positiven und negativen Erfahrungen sie dabei machen.

Annahmen

Die Forscher gingen davon aus, dass Jugendliche soziale Medien sowohl als Plattform für kreative Selbstdarstellung als auch als Quelle sozialer und psychologischer Belastungen erleben. Sie wollten herausfinden, wie sich diese ambivalente Nutzung auf das Wohlbefinden und die Entwicklung der Jugendlichen auswirkt.

Methodik

Für ihre Untersuchung führten Kaptan und ihr Team zehn Interviews mit Jugendlichen im Alter von 16 bis 21 Jahren durch. Sechs Interviews wurden im Rahmen des Projekts #digitanz durchgeführt, das die Nutzung digitaler Tools im schulischen Kontext untersuchte. Vier weitere Interviews wurden mit Teilnehmern eines außerschulischen Tanzprojekts geführt. Die Interviews wurden mit der Software MAXQDA kodiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Studie zeigen ein ambivalentes Bild. Einerseits bieten Plattformen wie TikTok und Instagram zahlreiche Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung und zum sozialen Austausch. Viele Jugendliche nutzen diese Plattformen, um Tanzvideos zu teilen, sich selbst darzustellen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Andererseits berichten die Jugendlichen auch von negativen Erfahrungen. Viele empfinden den Druck, perfekt zu erscheinen, als belastend und fühlen sich durch die ständige Präsenz in den sozialen Medien gestresst. Einige Jugendliche äußerten die Sorge, dass ihre Fehler und peinlichen Momente im Netz verewigt werden könnten. Der Satz „TikTok is toxic“ fasst die ambivalente Haltung vieler Jugendlicher treffend zusammen.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Art und Weise, wie Jugendliche TikTok nutzen. Kurze, trendige Videos sind besonders beliebt, während längere Inhalte weniger Aufmerksamkeit erhalten. Dies führt zu einer schnelllebigen Nutzung, bei der tiefere Auseinandersetzungen oft auf der Strecke bleiben.

Ausblick

Die Digitalisierung wird das Leben der Jugendlichen weiter prägen. Künftige Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz und erweiterte Realität könnten die Nutzung und die Wirkung von Social-Media-Plattformen noch verstärken. Bildungsinstitutionen und Eltern sollten die Medienkompetenz der Jugendlichen fördern, um sie auf die Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Welt vorzubereiten. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Inhalten und der Nutzung von Social Media ist dabei unerlässlich, um die positiven Aspekte zu stärken und die negativen Einflüsse zu minimieren.

Quelle:

Kaptan, D., Siewert, K., Howahl, S., & Steinberg, C. (2022). Ist TikTok toxisch? – die Sicht von Jugendlichen auf postdigitale ästhetisch-kulturelle Praktiken in sozialen Medien. Forum Kind Jugend Sport, 3, 13-24. https://doi.org/10.1007/s43594-022-00058-9

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